In Nauheim
entdeckt (2) - freier Zugang
Selten zu sehen und doch auch in
Nauheim beheimatet: der Pinselkäfer
Pinselkäfer im Jasmin. | Foto
Copyright: Sigrid Weber-Lister
Mitten im
Winter, bald ist Weihnachten, fast jeden Tag könnten in
Nauheim erste Schneeflocken fallen. Da ist es doch ein
Genuss (nicht für leidgeprüfte Augen) mal einen Blick
auf wärmere Jahreszeiten zu werfen.
Nauheim-Online-Nutzerin Siegrid Weber-Lister Hilft
dabei. Sie hat einen neuen Beitrag in Wort und Bild über
Insekten eingereicht, der viel Wissenswertes über
Pelzbienen vermittelt.
Von Sigrid
Weber-Lister, exklusiv für Nauheim-Online
Oh, wie
süß und niedlich? Was ist das? Schwerfällig wie Biene
Majas Freund Willi bewegt es sich von Blüte zu Blüte.
Eine Pelzbiene? Eine Hummel? Hübsch sieht es aus, das
kleine Insekt, das man im Juni und Juli auf Blüten
entdecken kann, dann wenn der Blumentisch besonders
reich gedeckt ist.
Und der englische
Namen dieses Insekts, Bee Beatle – Bienenkäfer, verrät
auch schon, warum man nicht genau weiß, was man da
gerade entdeckt hat. Der Käfer fliegt im Bienentarnanzug
und gaukelt damit seinen Fressfeinden eine
Wehrhaftigkeit vor, die er gar nicht besitzt.
Pinselkäfer heißt
dieser so gefällig daherkommende Käfer. Drei
verschiedene Pinselkäferarten, die sich so ähnlich sehen
wie eineiige Drillinge, sind in Deutschland
nachgewiesen. Den gebänderten vom glattschienigen oder
südöstlichen Pinselkäfer zu unterscheiden, ist auch für
erfahrene Käferspezialisten und -spezialistinnen eine
Herausforderung. Auch deshalb wird gerade die DNA dieser
Käfer genauer untersucht, denn vielleicht sind es gar
nicht drei verschiedene Arten, sondern nur zwei.
Ziemlich gefräßig
Wie die Ziege auf
der Weide, die das Gras gerne mitsamt der Wurzel frisst,
verhält sich der Pinselkäfer auf der Blüte. Er frisst
den Pollen oft mitsamt den Staubgefäßen, die den Pollen
produzieren. Statt für viele kleine neue Pflanzenkinder
zu sorgen, sorgt der Pollen für einen gefüllten
Pinselkäfermagen.
Allerdings
produzieren Pflanzen Millionen von Pollen, die nicht nur
in den Nasen von Pollenallergikern landen, sondern auch
Käfermägen füllen können und trotzdem noch die
Nachkommenschaft der Pflanze sichern. Es bleibt noch
genügend Pollen auf dem Bea Beatle, unserem Pinselkäfer
hängen, mit dem die nächste Pflanze bestäubt werden
kann, denn auch Pinselkäfer gehören zu den Bestäubern.
Hier ist er auf einem lila
Zierlauch zu sehen. |
Foto Copyright: Sigrid Weber-Lister
Pollen hat jedoch
nur der erwachsene Käfer zum Fressen gerne, für seine
Nachkommen braucht es Beißfesteres, etwa ein schöne
angemoderte Erlen- oder Birkenmulmhöhle. Entlang der
Nauheimer Entwässerungsgräben stehen Erlen, der ideale
Wohnort für Pinselkäferlarven, wenn es nicht das
Wohnungsproblem im Rhein-Main-Gebiet gäbe. Die wie
Engerlinge aussehenden Pinselkäferlarven haben hohe
Ansprüche an ihre Behausung, die nicht nur für die
Bequemlichkeit, sondern auch für die Leibesfülle der
Larven sorgen muss.
Die Entwicklung
vom Ei über die Larve bis zur Verpuppung ist bisher
selten dokumentiert. Hier kann man sich selbst
wissenschaftlich betätigen, wenn man auf Fotopirsch geht
und einen Pinselkäfer bei der Eiablage findet. Aber man
muss schon genau hinsehen, so ein Pinselkäfer ist nicht
größer als eine Biene, höchstens ein bisschen breiter.
Und vielleicht
ruft im nächsten Sommer auch jemand „Oh, wie süß und
niedlich“, wenn er oder sie einen Pinselkäfer in einer
Brombeer- oder Jasminblüte entdeckt.
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