Im Wortlaut
Haushalt 2020 - Rede von
FLN-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Schmall
Sehr geehrter
Herr Gemeindevertretervorsteher, sehr geehrter Herr
Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren, im
vergangenen Jahr eröffnete ich meine Haushaltsrede mit
dem Ausspruch; „wir leben über unsere Verhältnisse!“
In diesem Jahr
muss ich dies leider wiederholen. wir leben immer noch
über unsere Verhältnisse! Dass der vorliegende
Haushaltsentwurf schließlich doch noch ausgeglichen ist,
ist das Ergebnis harter Arbeit und Zugeständnissen von
allen Seiten.
Wir haben im
vergangenen Jahr zwar den Rettungsschirm verlassen
können; den-noch sind wir verpflichtet, einen
ausgeglichenen Haushalt aufzustellen.
Der eingebrachte
Haushaltsentwurf vom Dezember 2019 schloss mit einem
„Über-schuss“ von 51154,15 € ab. Die Haushaltsberatungen
in den Ausschüssen führten dazu, dass hier und da
Änderungen, deren Wirkung nicht ausbleibt, beschlossen
wurden.
Während im
Vermögenshaushalt einige Vorhaben reduziert bzw.
verschoben wurden, hat man für den Ergebnishaushalt
weitere Ausgaben generiert.
Der
Ergebnishaushalt ist für die Genehmigung der wichtige
Teil. Dieser Teil muss in Einnahmen und Ausgaben
ausgeglichen sein.
Nach den
Beschlusslagen in den Ausschüssen und heute Abend steht
statt 51000 € Überschuss ein ganz knapp ausgeglichener
Haushalt zur Abstimmung. Der diesjährige Haushalt ist
„auf Kante genäht“.
Nauheim ist eine
relativ reiche Gemeinde, was das Steueraufkommen seiner
Ein-wohner betrifft. Dies darf aber nicht dazu führen,
dass man vergisst, sich „nach der Decke zu strecken“.
Vonseiten der
Bevölkerung und der Kommunalpolitiker werden Forderungen
an die Gemeinde herangetragen, die nur mit hohem
finanziellem Aufwand zu erfüllen sind. Bei vielen
Forderungsvarianten wird die Komfort- oder gar
Luxusvariante an-gemahnt, obwohl das Geld nur für die
Standardvariante reicht.
Hierzu gehört vor
allem auch die Schulkindbetreuung: die Zahl der zu
betreuenden Kindern konnte von 100 auf 150 oder sogar
160 zu erhöht werden. Diese Anzahl der Kinder können
nach der Schule ihre Hausaufgaben unter Aufsicht machen.
Schon werden Stimmen laut, die sagen, dass dies nur
„unter Qualitätsverlusten erreicht worden sei.“ Fakt
ist: die Kinder sind untergebracht, werden
beaufsichtigt, können ihre Hausaufgaben machen und
werden nach der Arbeitszeit der Eltern abgeholt. Ihre
Eltern können ihren beruflichen Tätigkeiten für das
Familienwohl nachgehen. Was wollen sie mehr?
Die Gebühren, die
die Eltern dafür entrichten decken bei weitem nicht den
finanziellen Aufwand. Hier sind in nicht unerheblichen
Umfang freiwillige Leistungen der Gemeinde enthalten.
Bis zur
Inbetriebnahme der neuen Schule mit einem
Ganztagskonzept im Laufe des Jahres 2021 wird die
Gemeinde als freiwillige Leistung die Eltern
schulpflichtiger Kinder mit den Steuermitteln der
Gemeinde unterstützen. Danach wird die Grund-schule für
eine Ganztagsbetreuung sorgen. Es ist kein Geheimnis,
wenn wir verraten, dass sich dies auf die Höhe der
Schulumlage auswirkt.
Nach der „Decke
strecken“ heißt, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln
auszukommen. Das haben wir dann getan, wenn der Haushalt
ausgeglichen ist und dieser Vorlage in der
Gemeindevertretung zugestimmt wird.
Die Gemeinde wird
in der Zukunft weiter investieren müssen, um das
kommunale Leben zu sichern. Wenn alle Beteiligten
mithelfen und auf nicht unbedingt Notwendiges
verzichten, wird uns dies auch gelingen.
In der Zukunft
haben wir etliches an Investitionen zu stemmen. Allein
die Spielplätze schlagen 2020 mit 15000 € zu Buche. Für
2021 sind 86000 €, für 2022 ebenfalls nochmals 86000 €
und für 2023 sogar 157000 € veranschlagt. Als Zuschüsse
sind insgesamt 172900 € veranschlagt worden. In der
Summe muss die Gemeinde aus der Spielplatzgestaltung
171100 € - also etwa die Hälfte – selbst tragen. Dies
sind Investitionen für unsere Kinder und Jugendlichen.
Für den Sportpark
sind für 2020 und 2021 je 200.000 € veranschlagt.
Für das
Erholungsgebiet Hegbachsee sind für 2020 und 2021 je
10.000 € veran-schlagt. All dies sind Investitionen, die
den Nauheimer Bürgern zugutekommen.
Diesen Ausgaben
stehen keine zweckgebundenen Einnahmen gegenüber. Diese
Beträge müssen aus dem Haushaltsaufkommen bezahlt
werden.
Für die Feuerwehr
sind 120.000 € veranschlagt. Dieser Summe stehen
Zuschüsse von 60.000 € gegenüber. Bei der Gemeinde
bleiben 60.000 € zur Sicherung aller Bürger gegen Feuer
und andere Katastrophen hängen
Für die
Kläranlage sollen im Jahr 2020 72.500 € verausgabt
werden; für das Kanalnetz 60.000 €. Diese Ausgaben
müssen durch die Einnahmen aus dem Was-serverbrauch
vereinnahmt werden. Das heißt, dass die Höhe der Wasser
und Ab-wassergebühren hiervon bestimmt werden. Sowohl
die Kläranlage als auch das Abwassersystem bedarf der
permanenten Überwachung, Reparatur und Sanierung. Im
anderen Fall würde man unsere Umwelt gefährden. Hier
können Investitionen nicht wie bei anderen Anlagen
zeitlich verlagert werden.
Daher: Ein
ausgeglichener Haushalt ist die Grundvoraussetzung für
das laufende Geschäftsjahr! Eine sparsame
Ausgabenpolitik die Grundlage für die Folgejahre.
Aus zeitlichen
Gründen konnte es bisher nicht geleistet werden, ein
Haushaltsicherungskonzept auszuarbeiten. Dies steht noch
bevor. Durch die geplanten Aus-gaben und die hohen
Investitionen sind schon jetzt die Haushalte der Jahre
2021 – 2023 defizitär. Hier gibt es noch viel zu tun, um
diesen Problemen Herr zu werden.
Unser Dank gilt
den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Fraktionen
für die konstruktive Haushaltsberatungen.
Weiterhin möchte
ich der Verwaltung Dank sagen für die geleistete Arbeit.
Wann immer wir uns mit Fragen an die Verwaltung gewandt
haben, wurden diese zügig und umfänglich beantwortet.
Wir werden dem
vorgelegten Haushaltentwurf in seiner jetzigen Fassung
zustimmen.
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